Auch in diesem Jahr fand im Juni wieder das Laupheimer Heimatfest statt. Schausteller versammelten sich auf dem Festplatz. Aufbauen der Geschäftsbetriebe, mehrere Tage Betrieb der Fahranlagen und Buden, abbauen und dann weiterziehen zum nächsten Platz.
Die Vorläufer der Schausteller waren das fahrende Volk, zu denen u.a. Gaukler, Sänger, Theatergruppen, Händler und Scherenschleifer gehörten. Mit den heimkehrenden Kreuzfahrern kamen auch nicht einheimische „Fahrende“ ins Land, die keine gesetzlichen Regeln anerkannten und ihnen auch nicht unterlagen. Da die Verrohung der zugereisten „Fahrenden“ zunahm, wurden alle „Fahrenden“ für rechtlos erklärt und aus der Kirche ausgeschlossen. Kaiser Karl IV. nahm 1355 die Fahrenden jedoch unter seinen Schutz, gab ihnen sogar ein eigenes Wappen*.
Die gesellschaftliche Stellung damals ist vielleicht der Grund, warum Schausteller bis in die Neuzeit hinein unbeliebt waren und auch heute teilweise noch sind.
Ich kann mich aus meiner Jugendzeit erinnern, dass Schaustellerkinder für ein paar Tage in unserer Schulklasse am Unterricht teilnahmen. Auf der einen Seite waren sie gerne gesehen, weil sie Unterhaltung brachten, auf der anderen Seite gehörten sie nicht dazu, im Gegenteil, sie wurden gemobbt und ausgegrenzt.
Vieles hat sich heute geändert, auch wenn man die Schausteller vielleicht als Abenteurer ansieht, die nicht in der Gesellschaft integriert sind. Oft sind es jedoch gestandene Geschäftsleute, die ihre Betriebe mit Fleiß und Leistung aufgebaut haben.
Interessant war für mich, dass die Schausteller damals nicht am religiösen Leben teilnehmen durften. Auch heute stellt es sich sicherlich als schwierig dar, denn meist sind auch am Wochenende die Fahrbetriebe geöffnet und Gottesdienstbesuche dadurch leider nicht möglich.
In Worms fand ich einmal folgende Situation auf einem Jahrmarkt:
Im Fahrbetrieb Autoscooter (Boxauto) fand ein Gottesdienst mit Abendmahl für Schausteller statt.
Die Boxautos standen ausgerichtet zum Altar hin. Einige Sitzbänke standen auch bereit.



Ist es nicht das, was Jesus uns durch ein Gleichnis gesagt hat?
Geh hinaus auf die Landstraßen und an die Zäune und nötige sie hereinzukommen, dass mein Haus voll werde. (Luk. 14,23)
Wir sollen dahin gehen, wo die Menschen sind: auf den Jahrmarkt, in die Fußgängerzone, an den Badesee. Wir sollen Personen aufsuchen, die schräg angesehen werden, weil sie eine andere gesellschaftliche Stellung haben, einen komischen Beruf ausüben, einen außergewöhnlichen Lebensstil führen, ausgegrenzt sind oder am Rande stehen. Wir sollen sie dazu bewegen, dass sie in die Gegenwart Gottes kommen und mit ihm Gemeinschaft haben. Gehen wir los und suchen wir Menschen auf, um ihnen die Einladung Gottes zu überreichen.
Peter Nachtigal
Anmerkung: *Informationen über die „Fahrenden“ im Internet gelesen.