Bei einem Spaziergang fand ich am Grundstücksrand eines Landwirts eine beschriftete Dachpfanne mit der Aufschrift: “Habe die Ähre“.

Nach einer erfolgreichen Ernte kann der Landwirt mit Fug und Recht sagen: „Ich habe die Ähre“. Ob er damit meint, dass nun das Getreide, die Ernte ihm gehört, es sein Eigentum ist, er sie besitzt?
Oder überwiegt hier die Freude über eine erfolgreiche Ernte?
Am Text auf dem Schild kann man dies nicht erkennen, beides ist möglich.
Eigentlich ist der Text eine Abwandlung des geflügelten Wortes: „Habe die Ehre“ oder früher auch „Ich habe die Ehre“.
Dies ist eine Begrüßung – meist verwendet in Süddeutschland und Österreich; und drückt eine höfliche Geste des Respekts und der Wertschätzung aus.
„Habe die Ähre“ könnte auch eine höfliche Geste des Respekts gegenüber der Ernte sein. Durch die Ernte werden wir mit notwendigen Lebensmitteln versorgt.
Im Oktober feiern wir wie jedes Jahr das Erntedankfest. Eigentlich sollte dieser Respekt jedoch nicht der Ernte gelten, sondern unserem Vater im Himmel. Ihm gebührt die Ehre und der Dank für die Versorgung, die unser Leben erhält. Ihm sollten wir dankbar und respektvoll zurufen: „Habe die Ehre“
Nachdenkenswert fand ich die künstlerische Gestaltung eines Erntedanktisches durch ein Mitglied unserer Gemeinde. Für mich drückte dies Wertschätzung, Ehre und Dank gegenüber Gott aus.

Die „Gaben“ lagen auf einem Tisch und dahinter stand eine Leiter auf der weitere Gaben nach oben hin aufgelegt waren. Gaben, die als Dank nach oben gerichtet waren zu dem, dem die Ehre gebührt, unserem Vater im Himmel.
Peter Nachtigal